Projekt Moi: Edith Naser berichtet
Bericht MOI 2023 und Anfang 2024
Hallo an alle, die MOI durch Spenden unterstützen oder sich für das kleine Projekt interessieren. Über jedes Interesse freue ich mich sehr und bin dankbar, dass wir gemeinsam immer wieder Kinder und junge Leute auf ihrem Weg in einen Beruf oder in ihrem Berufsleben unterstützen können. Fast alle Kinder und jungen Leute kommen aus zwei ethnischen Gruppen, den Itesot und den Karimajong, die vor einigen Jahren noch sehr verfeindet waren. In beiden Sprachen bedeutet das Wort MOI – Zukunft
Edith beim Besuch einer Familie
Erwähnen möchte ich auch, dass die Gebühren für Schule und Ausbildung ständig gestiegen sind und es für gering Verdienende immer schwieriger wird ihren Kindern Bildung zu finanzieren.
Diesmal hat der Bericht zwei Teile. Zunächst gebe ich einen Überblick, wer 2023 unterstützt wurde und im zweiten Teil, wie derzeit die Planung für 2024 ist.
Von Dezember bis Anfang Februar 2024 war ich in Soroti und wurde wieder von vielen Menschen um Unterstützung gebeten. Erwähnen möchte ich eine größere Spende im Dezember 2023 an das Projekt, durch die zusätzlich einiges möglich war. Ein großes Dankeschön an Alle.
Beschreibung der Situation 2023
Unterstützung der mittlerweile jungen Erwachsenen, die von MOI seit der Sekundarschule gefördert werden:
MOI finanziert für Elekeit Simon Peter seit 2022 eine dreijährige Ausbildung zum medizinischen Fachassistenten, die er Ende Dezember 2024 hoffentlich mit Erfolg abschließen wird. Der Abschluss wird ihm ermöglichen, die Leitung eines Gesundheitszentrums zu übernehmen. Um das Studium auf gewünschtem Niveau zu absolvieren, konnte für ihn zusätzlich ein Laptop gekauft werden, der ihm sicherlich eine große Hilfe sein wird.
Sylvia wurde die Ausbildung zur Krankenschwester von MOI finanziert. Sie hatte sich Anfang 2023 entschieden, eine kleine Apotheke zu eröffnen. Die Motivation dafür war sicherlich das Beispiel von Obukui Denis, der dies 2022 getan hat und mit seinem Einkommen zufrieden ist. Wie Obukui bekam Sylvia das Startkapital von MOI. Sie eröffnete ihre kleine Apotheke im August 2023. Ich bin zuversichtlich, dass sie damit Geld verdienen wird.
(Bevor ich im folgenden das Wort Diplom benutze, möchte ich an dieser Stelle erklären, dass dies nicht unserer Definition von Diplom entspricht, sondern eher eine Art Fachschulabschluss ist.)
Elisabeth arbeitet bereits als Erzieherin. Sie hat sich für einen zweijährigen Diplomkurs (in Early Childhood Development) eingeschrieben. Die Weiterbildung findet in den Ferien statt. MOI finanziert ihr ausschließlich die Kursgebühren.
Stella und Lucy sind beide Grundschullehrerinnen und arbeiten seit 2022 an staatlichen Grundschulen. Mittlerweile brauchen staatlich eingestellte Lehrkräfte in Uganda ein Diplom. Aus diesem Grund begannen beide 2023 einen zweijährige Diplomkurs, der immer während der Schulferien stattfindet. MOI übernimmt die Gebühren.
Josephine schloss aufgrund ihrer früheren Lebenssituation nur eine einjährige Ausbildung zur Schneiderin ab. Allerdings kann sie mit ihren begrenzen Kenntnissen keine höherwertigen Aufträge annehmen. Dementsprechend fällt ihr Einkommen gering aus. MOI ermöglichte ihr, einige Wochen mit einer erfahrenen Schneiderin zu arbeiten.
Über John hatte ich schon früher geschrieben und erklärt, warum er seine Sekundarschule nicht abschließen konnte. Er eröffnete schon vor einigen Jahren ein kleines Geschäft und richtete im Nebenraum eine Art Bar ein. Ich denke, er ist ein guter Geschäftsmann und mittlerweile auch das Familienoberhaupt einer Familie mit zwei Frauen und derzeit 6 Kindern. 2023 hatte er dann großes Pech, als eine starke Windböe das Dach der Hütte seiner 2. Frau zerstört hat. Nicht nur die Wellblechplatten waren total unbrauchbar, auch viele der Holzlatten waren gebrochen. MOI unterstützte ihn bei der Reparatur seines Daches.
Weitere Förderungen
Einmalig unterstützte MOI eine junge Frau namens Molly. Sie hatte 2021 bereits ihre Prüfung als Erzieherin bestanden, doch wegen ausstehender Schulgebühren ihr Abschlusszeugnis nicht erhalten. Damit sie sich als Erzieherin bewerben und arbeiten kann (in diesem Bereich sind die Chancen auf einen Arbeitsstelle gut), hat MOI die ausstehenden Gebühren bezahlt. Ich hoffe, dass Molly bald als Erzieherin arbeiten wird.
Die Familie von Patrick wurde von MOI bereits 2022 unterstützt. Da er durch Corona seine sehr gut bezahlte Stelle bei einer Kreditbank verloren hatte, konnte er den vielen Verpflichtungen, die er für die Ausbildung seiner jüngeren Geschwister eingegangen war, nicht mehr nachkommen. Mittlerweile arbeitet Patrick wieder, doch ist sein Einkommen jetzt um die Hälfte geringer als vor Corona. MOI hat das Schulgeld für einige der betroffenen Kinder bezuschusst.
Auch Herr Eloba, der sich unheimlich bemüht, seinen Söhnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, hatte 2023 noch Schulgeldschulden. MOI unterstützte ihn, die ausstehenden Gebühren zu begleichen, damit sein Sohn die nächste Klasse beginnen kann.
Ebenfalls wurde eine Familie unterstützt, deren Vater Moped-Taxisfahrer ist. Er hatte einen Unfall und konnte einige Wochen nicht arbeiten.
Joshua ist von Beruf Maler. 2022 hatte er sehr wenige Aufträge und konnte das Schulgeld für seine beiden Töchter nicht bezahlen. MOI übernahm das Schulgeld für eine seiner Töchter für 1 Jahr.
Beschreibung der begonnen Unterstützung für 2024
2024 wird MOI weiterhin einige der ursprünglich 20 unterstützten Kinder, die mittlerweile junge Erwachsene sind, im Bereich Weiterbildung fördern oder ihnen helfen, sich selbstständig zu machen. Zusätzlich ist geplant, einige Jugendliche für eine Berufsausbildung zu fördern.
Von der alten Gruppe werden weiter unterstützt: Lucy, Stella und Elisabeth für ihre Diplomkurse. Elekeit für das letzte Jahr seiner Ausbildung zum medizinischen Fachassistenten .
Jonathan hat es sich zum Ziel gesetzt, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Noch arbeitet er in einem Supermarkt und spart für sein Anfangskapital. Da er für seine bisherigen Ausbildung recht wenig finanzielle Unterstützung von MOI in Anspruch genommen hat, wurde ihm ein Teil des benötigten Startkapitals zugesagt. Dieses Jahr hat er sich allerdings entschlossen neben der Arbeit im Supermark zunächst eine Weiterbildung an einer Handelsschule zu beginnen. Dafür wird MOI ausschließlich die Gebühren übernehmen.
MOI unterstützt 2024 zusätzlich
Susan, die 2023 eine Ausbildung zur Automechanikerin begonnen hat. Eine ungewöhnliche Entscheidung für eine junge Frau in Uganda. Sie ist die einzige Frau in einer Klasse von 56 Auszubildenden. Ich lernte sie in der Autowerkstatt kennen, in der sie im Januar 2024 als Praktikantin arbeitete.
Der Ausbilder berichtete mir, dass sie eine sehr motivierte und interessierte Mechanikerin sei und in welch schwieriger familiärer Situation sie lebe. So hat sie z.B. 2023 vier Wochen Unterricht versäumt, da ihr Schulgeld nicht bezahlt war. Auch hat sie zwei Wochen eines Praktikums verpasst, da die Praktikumsgebühren nicht bezahlt waren und es fehlten ihr einige notwendige Werkzeuge. Ich traf mich mit Susan und ihrem noch recht jungen Onkel, bei dem sie wohnt, um genaueres zu erfahren. Schnell wurde deutlich, dass der Onkel sich zwar sehr bemüht, Susan die Ausbildung zu finanzieren, doch an Grenzen stößt, da er auch seinen eigenen Kindern eine gute Schulbildung ermöglichen will. Während des Gesprächs wurde Susan’s lange Fußweg zur Schule (ca.11 km) und ihr Weg zur Werkstatt (ca. 6 km) problematisiert. Ich fragte sie, ob sie gerne ein Fahrrad hätte oder lieber im Internat der Schule wohnen möchte. Sie hat sich ganz klar für die Unterbringung in der Schule entschieden, da sie dort mehr Zeit zum Lernen hat und sich mit ihren Mitschülern austauschen kann. Dadurch erhofft sie sich einen besseren Abschluss. MOI wird die Schulgebühren und die Unterbringung im Internat übernehmen und hat bereits das fehlende Werkzeug finanziert. Der Onkel übernimmt weiterhin alle anderen Kosten für Bücher, Prüfungsgebühren, medizinische Behandlungen, usw.
Veronika ist 17 Jahre alt. Ihr Vater lebt polygam und derzeit gehören zu der Familie zwei Frauen und elf Kinder. Die älteren Schwestern von Veronika haben entweder geheiratet oder sind bereits Mütter geworden, bevor sie die Grundschule abgeschlossen hatten. Da Veronika aus unterschiedlichen Gründen die Schule nicht regelmäßig besuchte, schaffte sie 2023 die Versetzung in die 6. Klasse zum zweiten Mal nicht. Veronika ist sehr ruhig und zurückhaltend, selbst mit einer Übersetzerin war es schwierig, mit ihr ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, was sie lernen möchte und wie sie sich ihre Zukunft vorstellt. Allerdings äußerte sie recht deutlich, dass sie in einem Friseursalon arbeiten möchte. Ohne Schulabschluss kann sie allerdings keine formale Ausbildung beginnen. Als Ausweg bot sich an, sie in einem kleinen Friseursalon unterzubringen, wo sie angelernt werden kann. Die Besitzerin machte einen sehr netten und kompetenten Eindruck und hat bereits mehrere junge Frauen angelernt, die dann selbst einen kleinen Salon eröffneten. Sie gehört zur selben ethnischen Gruppe wie Veronika – den Kumam. Dies ist sicherlich eine nützliche Hilfe für Veronika, damit sie besser versteht, was ihr erklärt wird und sich vielleicht auch eher traut nachzufragen. Ihre Lehrzeit ist für einen monatlichen Betrag zunächst für 4-6 Monate vereinbart.
Barbara ist eine Schwester von Patrick, der bereits letztes Jahr einen Zuschuss für die Schulgelder seiner jüngeren Geschwister und seiner eigenen Kinder erhielt.
Die polygame Familie, in der Patrick der älteste Sohn ist, verlässt sich auf ihn, was die Schul- und Berufsausbildungen seiner jüngeren Geschwister betrifft. Er hat den höchsten Bildungsstand, lebt nicht im Dorf, sondern in Soroti und er hat einen Job. Was die Schulbildung und die Berufsausbildung betrifft, stehen in Uganda sehr oft die Jungs im Vordergrund. Da ich befürchtete, dass seine Schwester Barbara die Leidtragende wäre, wenn das Geld knapp wird, finanziert ihr MOI die dreijährige Ausbildung zu ihrem Wunschberuf – zur Krankenschwester, wofür sie sich auch mit ihren Ergebnissen der Mittleren Reife qualifiziert hat.
Für Noel finanziert MOI sein letztes Jahr in der Grundschule. Sein Vater ist Installateur und betreibt ein kleines Sanitärgeschäft, was sich seit dem Coronaeinbruch nicht gut erholt. Zusätzlich wurde der Pachtvertrag für das Land mit einer Baumschule, sein zweites Standbein, unerwartet gekündigt. Sein Vater hat zwar mittlerweile ein neues Grundstück gefunden, doch der Umzug, die notwendigen Materialien, um die Baumschule an einem neuen Platz einzurichten, mussten finanziert werden. Noel ist das älteste von sechs Kindern und beginnt dieses Jahr die Abschlussklasse der Grundschule. Die meisten Schulen schreiben für das letzte Schuljahr die Unterbringung im Internat vor. Noel war sehr verunsichert und bedrückt, da er einen Schulwechsel befürchtete. Die ganze Familie ist sehr glücklich, da MOI für Noel das Schulgeld für 2024 übernommen hat. Alles benötigte Schulmaterial wird sein Vater finanzieren.
Mit einer kleinen Summe wurde Job (er heißt so) unterstützt, um seinen Laptop zu reparieren. Er ist ausgebildeter Lehrer und unterrichtet seit einiger Zeit ehrenamtlich an einer Schule. So kann er auch weiterhin online nach Stellenangeboten suchen.
Für Samuel übernahm MOI die Fahr- und Unterbringungskosten, damit er die Einladung zu einem
Vorstellungsgespräch in Kampala wahrnehmen konnte. Leider hat er die Stelle nicht bekommen.
Außerdem übernahm MOI einen Teil des Schulgeldes für eine Tochter von Mr. Engwau, der sehr eindringlich seine schwierige Situation schilderte. Mr. Engwau will sich bemühen, alle zusätzlichen Kosten, die im Laufe des Jahres anfallen aufzubringen. Ich hoffe, es wird ihm gelingen.
Ein besonderes Unglück widerfuhr Anfang Januar 2024 Nico, dem Gärtner einer ehemaligen Kollegin. Seine Strohhütte, in der er, seine Frau und die beiden jüngsten seiner sechs Kinder schliefen, wurde nachts in Brand gesteckt. Zum Glück kamen alle ohne große Verletzungen aus der Hütte. Die anderen vier Kinder hatten in einer anderen Hütte geschlafen. Allerdings war der Schaden groß. Das Strohdach, die Holztür, Gebrauchsgegenstände, Kleidung und auch die Schulsachen aller Kinder waren zum großen Teil verbrannt. MOI finanzierte den Kauf von Schultaschen, Schuluniformen, Schuhen und Schulmaterial für die sechs Kinder.
Nochmal vielen Dank und ich hoffe, dass ich beschreiben konnte, wie wertvoll eure Spenden für einige Kinder, junge Leute und Familien sind.